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Brandschutz: Sachversicherer

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Die Rolle der Sachversicherer im Kontext des Brandschutzes

Die Rolle der Sachversicherer im Kontext des Brandschutzes

Sachversicherer spielen im betrieblichen und baulichen Brandschutz eine Schlüsselrolle. Sie analysieren das Brandrisiko, geben Empfehlungen zu Präventionsmaßnahmen, setzen vertragliche Auflagen und beteiligen sich aktiv daran, ein hohes Schutzniveau sicherzustellen. Dadurch schützen sie nicht nur ihre eigenen finanziellen Interessen, sondern leisten auch einen Beitrag zur Sicherheit von Mitarbeitenden, Anwohnern und Sachwerten. Sachversicherer sind weit mehr als reine „Zahlstellen“ im Schadensfall. Risikobewertung und Prämienkalkulation zwingen Unternehmen dazu, sich intensiv mit Brandschutz auseinanderzusetzen. Beratungsleistungen, VdS-Standards und internationale Normen (z. B. FM Global) fördern ein gleichbleibend hohes Sicherheitsniveau. Obliegenheiten sowie Selbstbeteiligungen steuern das Verhalten der Versicherungsnehmer und wirken Moral Hazard entgegen. Die Rückversicherung verteilt Großrisiken global und prägt damit Standards auch für Einzelbetriebe. Bei Brandschäden übernehmen Versicherer die Rolle des Schadenmanagers und koordinieren, gemeinsam mit Loss Adjustern, den Wiederaufbau und künftige Optimierungen. Sachversicherer sind wesentliche Treiber für den vorbeugenden Brandschutz und ein verlässlicher Partner für Unternehmen, die ihre Risiken im Bereich Brandschutz nachhaltig reduzieren und beherrschen wollen.

Risikobewertung und Policenerstellung

  • Analyse des Brandrisikos: Sachversicherer führen in der Regel Vor-Ort-Begehungen durch und bewerten u. a. Gebäudestruktur, Nutzung, gelagerte Materialien sowie bestehende Brandschutzeinrichtungen (z. B. Sprinkler, Brandmeldeanlagen).

  • Das Ergebnis dieser Risikobewertung fließt in die Prämienkalkulation ein und bestimmt, welche Auflagen oder Empfehlungen für den Versicherungsnehmer gelten.

  • Prämienkalkulation und Vertragsklauseln: Je höher das Brandrisiko, desto höher fällt die Versicherungsprämie aus. Unternehmen, die über das gesetzliche Minimum hinaus in Brandschutztechnik und -organisation investieren, profitieren oft von Rabatten oder günstigeren Konditionen.

  • In der Police werden häufig Obliegenheiten (z. B. regelmäßige Wartung von Löschanlagen) festgehalten. Bei Verstößen drohen Leistungskürzungen oder eine Kündigung des Vertrags.

  • Beratungsfunktion: Viele Versicherer stellen Risikotechniker oder Risk Engineers, die Empfehlungen zu baulichen, technischen und organisatorischen Brandschutzmaßnahmen geben. Ziel ist, das Gesamtrisiko zu senken und so sowohl Prämien als auch Schadensfälle zu reduzieren.

2. Zusammenarbeit mit Betrieben und Feuerwehren

  • Kooperation und Schulungen: Versicherer unterstützen Unternehmen oft bei Schulungen, etwa zur Feuerbekämpfung im Entstehungsstadium oder zum korrekten Verhalten im Brandfall.

  • Zudem kann es gemeinsame Notfallübungen mit der örtlichen Feuerwehr geben, um die Wirksamkeit von Brandschutzkonzepten zu testen.

  • Erstellung und Optimierung von Brandschutzkonzepten: In enger Abstimmung mit den Unternehmen und manchmal auch den Feuerwehren wirken Sachversicherer darauf hin, dass Brandschutzkonzepte dem aktuellen Stand der Technik entsprechen und Einsatzpläne praxisnah gestaltet werden.

Präventive und finanzielle Aspekte

  • Präventionsmaßnahmen und Investitionsanreize: Durch Bonus- oder Malus-Systeme motivieren Sachversicherer zu einem hohen Brandschutzniveau. Betriebe können ihre Prämie aktiv beeinflussen, indem sie z. B. Sprinkleranlagen installieren oder zusätzliche Brandmeldeanlagen betreiben.

  • Teilweise werden sogar finanzielle Förderungen (z. B. zinsgünstige Darlehen) gewährt, damit Unternehmen schnell und umfassend investieren können.

  • Selbstbeteiligung und Risikoteilung: Wer eine höhere Selbstbeteiligung vereinbart, zahlt meist niedrigere Prämien. Das erzeugt einen Anreiz, intern für einen zuverlässigen Brandschutz zu sorgen und Schäden möglichst gering zu halten.

  • Betriebsunterbrechungsversicherung (BU): Kommt es durch einen Brand zu Produktionsstillständen, übernimmt eine ergänzende BU-Versicherung finanzielle Ausfälle. Versicherer legen hierbei besonderen Wert auf umfassende Brandschutz- und Wiederanlaufkonzepte, um den Schaden und die Ausfallzeiten zu minimieren.

Spezielle Richtlinien und Prüforganisationen

  • VdS Schadenverhütung: Die vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) getragene VdS publiziert Richtlinien, Prüfverfahren und Zertifizierungen (z. B. für Sprinkleranlagen, Brandmeldeanlagen).

  • Viele Sachversicherer setzen VdS-konforme Anlagen voraus oder belohnen deren Einsatz, weil dadurch ein einheitlich hoher Sicherheitsstandard garantiert ist.

  • FM Global und internationale Standards: FM Global betreibt ein ähnliches System wie VdS, allerdings international. Ihre Datenblätter (Data Sheets) definieren den HPR-Standard („Highly Protected Risk“), mit dem sich besonders niedrige Schadensquoten erzielen lassen.

  • Unternehmen mit internationaler Ausrichtung folgen oft FM Global-Anforderungen, um global konsistente Versicherungskonzepte zu nutzen.

  • Zertifizierungen und Audits: Sachversicherer können an ISO-Normen (z. B. ISO 45001, ISO 14001) oder VdS-Zertifikate anknüpfen und regelmäßige Audits verlangen. So wird sichergestellt, dass das Brandschutzniveau dauerhaft hoch bleibt.

Obliegenheiten und Regressfragen

  • Vertragliche Pflichten (Obliegenheiten): Sachversicherer knüpfen den Versicherungsschutz an bestimmte Pflichten, etwa die Einhaltung von Wartungsintervallen oder den sachgerechten Betrieb von Löschanlagen.

  • Bei Verstößen kann der Versicherer die Leistung teils oder ganz verweigern – vorausgesetzt, die Verletzung der Obliegenheit war für den Schaden (mit)ursächlich.

  • Regress gegen Dritte: Haben Dritte (z. B. Wartungsfirmen) einen Brand mitverursacht, besteht für Versicherer die Möglichkeit, Regressansprüche geltend zu machen. Hierzu sind oft umfangreiche Brandursachenermittlungen und juristische Verfahren nötig.

Verteilung hoher Risiken

  • Bei großen Industriebetrieben oder kritischen Infrastrukturen können die möglichen Schadenssummen enorm sein. Versicherer übertragen Teile dieses Risikos an Rückversicherer, um ihr eigenes Exposure zu begrenzen.

  • So ist es möglich, auch sehr hohe Versicherungssummen abzudecken, etwa in der Chemie- oder Petroindustrie.

  • Einfluss auf die Anforderungen: Rückversicherer legen oft internationale Mindeststandards fest und geben „Best Practices“ für Großrisiken vor. Diese werden dann durch den Erstversicherer an den Versicherungsnehmer kommuniziert.

Schadenmanagement und Wiederaufbau

  • Loss Adjuster und Sachverständige: Kommt es zu einem Brandschaden, beauftragen Sachversicherer meist Loss Adjuster, die die Schadenhöhe ermitteln, die Brandursache untersuchen und Vorschläge zur Schadenregulierung machen.

  • Dabei wird geprüft, ob die vorhandenen Brandschutzanlagen korrekt gewartet waren oder ob Fehlbedienungen vorlagen.

  • Präventive Verbesserungen nach dem Schaden: Nach einem Brand unterstützen viele Versicherer den Wiederaufbau, um künftige Schäden zu vermeiden. Oft fließen dabei aktuelle Erkenntnisse in Optimierungen ein, etwa durch verbesserte Gebäudestruktur, modernisierte Brandmeldetechnik oder angepasste Feuerwehrpläne.

Moral Hazard und Good HousekeepingVermeidung von Fehlanreizen

  • Vermeidung von Fehlanreizen: Ein bekanntes Problem ist der Moral Hazard: Wenn ein Betrieb sich durch die Police zu sehr „abgesichert“ fühlt, könnten Sorgfalt und Vorsicht sinken.

  • Um das zu verhindern, setzen Sachversicherer auf Selbstbeteiligungen, Bonus-Malus-Systeme oder klar definierte Obliegenheiten. So bleibt der Betrieb motiviert, vorsichtig und pflichtbewusst zu handeln.

  • Good Housekeeping: Sachversicherer legen Wert auf Ordnung und Sauberkeit im Unternehmen, um beispielsweise die Lagerung von Gefahrstoffen sicher zu gestalten, Fluchtwege freizuhalten oder Brandlasten zu reduzieren.

  • Solche „Alltagsmaßnahmen“ haben einen großen Einfluss auf das tatsächliche Schadensrisiko und zählen zu den wichtigsten Präventionsfaktoren.

Interaktion mit Maklern und Verbänden

  • Makler als Schnittstelle: Versicherungsmakler vermitteln zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer. Sie helfen, die passenden Policen zu finden und Auflagen realistisch zu verhandeln.

  • Ein kompetenter Makler unterstützt zudem bei der Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen und kann Verbesserungen zum Vorteil des Unternehmens wie auch des Versicherers initiieren.

  • Verbände und Lobbyarbeit: Branchenverbände oder der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erarbeiten auf Basis von Schadensstatistiken Richtlinien, Standards und politische Positionen zum Brandschutz.

  • Versicherer bringen hier ihre Praxis-Erfahrungen ein und nehmen indirekt Einfluss auf bau- und sicherheitstechnische Regelwerke.