Planung und Konzeption im Brandschutz
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Planung und Konzeption im Brandschutz
Gebäude sind hochvernetzte, multifunktionale Systeme. Steigende Belegungszahlen, komplexe technische Anlagen und zunehmende regulatorische Anforderungen erhöhen die Anfälligkeit im Brandfall. Brände gefährden in erster Linie Menschenleben, verursachen erhebliche Sach- und Umweltschäden und führen häufig zu längeren Betriebsunterbrechungen. Im Facility Management (FM) bedeutet dies, dass ein Brandereignis nicht nur ein Sicherheits- und Compliance-Problem darstellt, sondern auch die Verfügbarkeit, die Wertschöpfung und den Ruf gefährdet. Darüber hinaus verändern sich die Gebäudenutzungen im Laufe ihres Lebenszyklus dynamisch (Umnutzung, Erweiterungen, neue Technologien). Brandschutz muss daher als kontinuierlicher, integrierter Managementprozess verstanden werden – nicht als einmalige Planungsaufgabe.
Brandschutzstrategien in der Gebäudeplanung
- Ziele im Facility Management
- Vorteile einer präventiven und ganzheitlichen Planung
- Beteiligte, Rollen und Schnittstellen
- Planungsphasen und Anwendungsfälle
- Konzept und Risikoprozess
- Struktur und Inhalt eines Brandschutzkonzepts
- Brandschutzbestimmungen und Feuerwehrpläne
- Änderungsmanagement und Wiederinbetriebnahme
- Risikoanalyse und Konzeptprüfung
- Planungsgrundsätze und Schutzziele
- Planung und Abnahme
- Brandfallmatrix-Vorlage
- Inspektionsprotokoll-/Geräteprotokollfelder
- Fehler- und Terminmanagement
- Handhabung
Das zentrale Ziel der Brandschutzplanung im Facility Management ist dreifach:
Schutz der Bevölkerung: Verhinderung von Bränden, Früherkennung, zuverlässige Alarmierung und schnelle Evakuierung unter Berücksichtigung gefährdeter Personengruppen.
Schutz von Eigentum und Infrastruktur: Begrenzung der Ausbreitung von Feuer und Rauch, Sicherstellung des kontinuierlichen Betriebs kritischer Systeme, Minimierung des Löschaufwands und der Folgeschäden.
Sicherstellung der Betriebsfähigkeit: Vermeidung oder Reduzierung von Ausfallzeiten, Aufrechterhaltung wesentlicher Prozesse (Notfallbetrieb), Gewährleistung der Einhaltung von Vorschriften und der Versicherbarkeit.
Präventive Maßnahmen sind messbar wirksam, wenn sie frühzeitig, ganzheitlich und mit Fokus auf die Bedürfnisse der Nutzer geplant werden:
Risikominderung und Schadensreduzierung: Geringere Brandhäufigkeit, begrenzte Brandlastwirkung, weniger Rauchschäden.
Rechtssicherheit und Versicherbarkeit: Die Erfüllung der Bauvorschriften und betrieblichen Anforderungen als Grundlage für Genehmigung, Betrieb und Versicherungsschutz.
Wirtschaftliche Effizienz über den gesamten Lebenszyklus: Niedrigere Gesamtbetriebskosten durch planbare Investitionen, modulare Skalierung und effizientere Wartung; Vermeidung teurer Nachrüstungen.
Erhöhte Verfügbarkeit und Qualität: Höhere Anlagenverfügbarkeit, schnellere Wiederinbetriebnahme, robustere Betriebsprozesse.
Transparenz und Kontrollierbarkeit: Klare Verantwortlichkeiten, dokumentierte Nachweise, verlässliche Audits und KPIs.
Erfolgreicher Brandschutz ist ein Teamprojekt. Typische Beteiligte und Schnittstellen sind:
Eigentümer/Betreiber: Verantwortlich für Zielvorgaben, Budget, Betreiberpflichten und Risikostrategie.
Facility Management: Koordination des gesamten Prozesses von der Planung bis zum Betrieb; Sicherstellung von Wartung, Inspektionen und Dokumentation.
Brandschutzbeauftragter und Arbeitssicherheit: Beratung, Überwachung, Schulung, Organisation von Übungen und Mängelmanagement.
Architekten und Fachplaner (Gebäudetechnik, Elektrotechnik): Umsetzung von bautechnischen Maßnahmen, Schnittstellenkoordination mit Gebäudeleittechnik/Gebäudeautomationssystemen.
Spezialisierte Unternehmen, Experten, zertifizierte Prüfer/VdS: Professionelle Durchführung, Abnahmeprüfung und Dokumentation.
Nutzervertreter/Betriebsräte: Anforderungen hinsichtlich Nutzung, Zugänglichkeit, barrierefreiem Zugang, Evakuierungsorganisation.
Behörden und Feuerwehr: Genehmigungen, Anforderungen, Beteiligung an Feuerwehrplänen, Aufstellungsbereiche und Verbindungen.
IT/OT und Datenschutz: Netzwerksicherheit, Segmentierung, Protokollierung, DSGVO-konforme Video- und Zugangskontrollprozesse.
Planungsphasen und Anwendungsfälle (Neubau, Umbau, Erweiterung)
Neubau: Die frühzeitige Integration des Brandschutzkonzepts in die Vorplanung und Standortanalyse ist entscheidend. Funktionale Anforderungen (z. B. Brandabschnitte, Flucht- und Rettungswege, Rauchabzug) werden architektonisch verankert und technisch dimensioniert. Die Raum- und Nutzungskonzepte bestimmen die Brandlasten und Alarmierungsstrategien.
Sanierung: In den Übergangsphasen ist besondere Sorgfalt geboten. Temporäre Schutzmaßnahmen (provisorische Trennwände, Baustellenbrandmeldeanlagen, geänderte Fluchtwege) müssen geplant, dokumentiert und kommuniziert werden. Gleichzeitig sind bestehende Einschränkungen (Hohlräume in der Decke, Schachtnutzung) zu berücksichtigen.
Erweiterung: Die bestehende Brandmeldeanlage, die Netzwerke, die Hydraulik (z. B. Sprinklerreserven) und die Stromversorgung müssen auf Skalierbarkeit geprüft werden. Schnittstellen müssen so ausgelegt sein, dass ein paralleler Betrieb und eine schrittweise Inbetriebnahme möglich sind.
Planungslogik für alle Fälle:
Grundlegende Bewertung und Risikoanalyse (Nutzung, Brandlasten, Fußgängerströme)
Vorplanung und Entwurfsplanung (strukturell/technisch, Vergleich von Varianten)
Genehmigungsplanung (amtliche Koordination)
Detaillierte Planung und Bauausführung (Koordination der Gewerke, Qualitätssicherung)
Inbetriebnahme und Abnahmetests (Funktions- und Integrationstests)
Übergabe an den Betrieb (Betriebsanleitung, Test- und Wartungspläne, Schulung)
Methodische Risikoanalyse
Ein solider Brandschutzplan beginnt mit einer systematischen Risikoanalyse. Er kombiniert die Mindestanforderungen der Bauordnung mit nutzungsspezifischen Gefahren und betrieblichen Faktoren. Methodisch basiert er auf risikobasierten Managementansätzen aus dem Arbeitsschutz (z. B. ISO/IEC TS 45001) und integriert qualitative und semiquantitative Bewertungsmethoden.
Kontext- und Zieldefinition
Schutzziele: Priorität hat der persönliche Schutz, die Begrenzung der Brandausbreitung, die Gewährleistung der Selbstrettung und der Rettung anderer, der Schutz kritischer Infrastrukturen und der Einsatzfähigkeit.
Betrachtungsgegenstand: Gebäude, Brandabschnitte, Sonderbereiche (IT, Gefahrstofflager, Labor, Küche, Hochregallager), Außenanlagen (Einrichtungs- und Bewegungsbereiche der Feuerwehr).
Relevante Interessengruppen: Betreiber, Facility Manager, Nutzer, Behörden/Feuerwehr, Versicherer.
Datenerfassung und Inventarisierung
Gebäude- und Gebäudetechnikdokumente (Grundrisse, Schnitte, Schacht- und Trassenpläne, MLAR-Belegungspläne).
Belegungs- und Nutzungsdaten (maximale Belegung, Aufenthaltsdauer, Anteil der Nicht-Bewohner).
Historische Ereignisse, Störungs- und Fehlalarmstatistiken, Testberichte.
Medien- und Energieversorgung, Verfügbarkeit von Löschwasser, Notstrom-/USV-Konzepte.
Gefahrenidentifizierung
Brandlasten: Materialbestand und -dichte (Möbel, Regale, Verpackungen), Kabel- und Unterflurverläufe, Hohlräume, Dämmstoffe.
Zündquellen: Elektrische Systeme, Heißarbeiten, Küchengeräte, Batterien (Lithium-Ionen), Prozesswärme, äußere Einflüsse (Blitz, andere Unternehmen).
Bereiche mit dem größten Gefahrenpotenzial: technische Kontrollzentren, Verteilsysteme, Schaltanlagen, Labore, Abfall-/Warenanlieferungsbereiche, Ladezonen für Elektromobilität, Dachflächen mit Photovoltaikanlagen.
Kritische Abhängigkeiten: Kopplungen von Lüftung, Aufzug, Zutrittskontrolle, Gebäudeautomation/Gebäudemanagementsystemen, IT/OT-Netzwerken.
Gefährdete Personengruppen
Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Sinneswahrnehmung, Kinder, Patienten (sediert, Intensivpatienten), Gefangene, Besucher, die mit der Gegend nicht vertraut sind, Personen mit Sprachbarrieren.
Konsequenzen: Rettungskonzepte mit Sammelpunkten/Zufluchtsbereichen, Evakuierungsleitfäden, mehrstufige Alarmierung (z. B. Voralarm/Folgealarm), redundante Kommunikationsmittel.
Analyse von Flucht- und Rettungswegen
Geometrische Parameter: Wegelängen, Korridor- und Treppenbreiten, Türöffnungen, enge Durchgänge, Richtungsänderungen.
Leistungsfähigkeit: Dimensionierung von Fahrgastströmen, Steuerung von Türen/Haltesystemen, Aufzugsrücklauf.
Berücksichtigung der Evakuierungszeit (RSET) vs. der verfügbaren sicheren Zeit (ASET): Spannungskriterien (Temperatur, Rauchschicht, CO/CO₂, Sichtweite), Vergleich mit dem Rauchabzugskonzept.
Beurteilung und Szenarien
Szenariokatalog: Standardbrand (t²-Wachstum) in Büro/Lagerhalle, Schwelbrand in Hohlräumen, elektrischer Brand in Verteilerkästen, Fettbrand in Küchen, Batteriebrand in Ladezonen, Schachtbrand.
Methoden: Gefahrenmatrix (Wahrscheinlichkeit des Auftretens x Auswirkungsintensität), Bow-Tie-Analyse, Fehlerbaum-/Ereignisbaum-Ansätze, ergänzt durch Strömungs- oder Zonenmodelle für Rauch (in Atrien/komplexen Geometrien).
Ergebnis: Risikoprofil pro Verwendungszweck/Abschnitt, definierte Kompensationsmaßnahmen, Restrisiko und Überwachungsanforderungen.
Wirksamkeits- und Robustheitsprüfung
Analyse potenzieller Single Points of Failure (z. B. gemeinsam genutzte Kabelwege für Brandmeldeanlagen und Brandmeldesysteme).
Prüfungs- und Wartungsfähigkeit während des Betriebs, Testkonzepte risikofrei.
Sensitivitätsanalysen für Parameteränderungen (Belegung, Erhöhung der Brandlast).
Struktur und Inhalt eines Brandschutzkonzepts
Das Brandschutzkonzept wandelt die Risikobewertungen in eine integrierte, nachprüfbare Schutzstrategie um. Es folgt einer klaren Struktur und orientiert sich an anerkannten technischen Normen.
Formale Struktur
Objekt- und Nutzungsbeschreibung: Lage, Geometrie, Bauart, Brandverhalten der Baumaterialien, Gebäudetechnik, Belegung.
Schutzziele und Rahmenbedingungen: Personenschutz, Sachschutz, Umweltschutz, Geschäftskontinuität, Anforderungen von Versicherern und Betreibern.
Abschnittsplanung: Brand- und Rauchabschnitte, notwendige Flure/Treppenhäuser, Abschnittskonzept (inkl. MLAR).
Flucht- und Rettungskonzept: Wegweisung, Beschilderung, Zugänglichkeit, Sammelpunkte, Evakuierungsstrategie (möglicherweise stufenweise/teilweise).
Technische Maßnahmen: Brandmeldeanlage (DIN 14675/DIN EN 54), Rauch- und Wärmeabzugsanlage (DIN VDE 0833-4), Rauchabzugsanlage (DIN 18232/EN 12101), Feuerlöschanlagen (DIN EN 12845/VdS CEA 4001; Gaslöschanlagen DIN EN 15004/VdS 2380/2381), Druckbeaufschlagung, Türsteuerung, Aufzugssteuerung.
Organisatorische Maßnahmen: Brandschutzbestimmungen, Genehmigungen für Heißarbeiten, Schulungen/Übungen, Mängel- und Inspektionsmanagement, externes Firmenmanagement.
Integration der Feuerwehr: Zufahrtsstraßen, Aufstellungs- und Manövrierbereiche, Löschwasserentnahmestellen, FSD/FSE, Feuerwehrpläne (DIN 14095), Feuerwehrroutenkarten, Verbindungen (DIN VDE 0833-1/-2).
Brandereignismatrix: Auslöse-Reaktions-Logik, Prioritäten, Aktivierungs-/Deaktivierungsbedingungen, Bestätigungs- und Rücksetzregeln, Redundanzen, Notfallbetriebsmodi.
Nachweise und Berechnungen: Feuerwiderstand, Tragverhalten im Brandfall, Nachweise zum Rauchschutz/zur Rauchabsaugung, RSET/ASET-Überlegungen, Nachweise zur Wirksamkeit von Lösch-/Alarmsystemen.
Abweichungen und Ausgleichsmaßnahmen: Gleichwertigkeitsbescheinigungen, Variantenvergleich, Überwachungsanforderungen.
Betriebs- und Wartungsregime: Inspektionsintervalle, Verantwortlichkeiten, Dokumentation (Anlagenlogbuch/CAFM), KPI-Überwachung.
Aktionsplan
TOP-Prinzip (Technisch-Organisatorisch-Persönlich) mit Verantwortlichkeiten, Fristen und Abhängigkeiten.
CAPEX/OPEX-Bewertung, Lebenszyklusanalyse (Nachrüstbarkeit, Veralterung).
Test- und Abnahmeplan (FAT/SAT, Integrations- und Funktionsprinziptests), Schulungs- und Übungsplan.
behördenübergreifende Koordination
Frühe Konzeptvorlage zur ersten Abstimmung mit den Baubehörden und der Feuerwehr; Spezifizierung besonderer Anforderungen (z. B. frühzeitige Branderkennung in Hohlräumen, Details zur Barrierefreiheit).
Dokumentierter Diskussionsstand und getroffene Entscheidungen; Klarheit hinsichtlich der Prüfungsverantwortlichkeiten (Prüfer, VdS/Versicherer).
Nutzungskonzept
Maximale Belegung, Öffnungszeiten, Zugangsregelung, Besucherströme.
Umgang mit Gefahrstoffen (Mengen, Lagerklassen, Trennung), Heißarbeiten, temporäre Veranstaltungen.
Barrierefreie Rettung, Evakuierungsunterstützung, mehrsprachige Alarmierung, Kommunikationskonzepte im Falle eines technischen Systemausfalls.
Brandschutzbestimmungen nach DIN 14096
Teil A: Kurz, leicht verständlich und grafisch unterstützt; für alle Gebäudenutzer. Inhalt: Brandschutz, Verhalten im Brandfall, Alarmverfahren und Evakuierung. Aushang an zentralen Stellen.
Teil B: Für die Mitarbeiter; Einzelheiten zu Verantwortlichkeiten, Meldeverfahren, Alarmverfahren, Brandbekämpfungsmaßnahmen, Evakuierung und Wiederaufnahme des Betriebs. Bestandteil der Schulung.
Teil C: Für Personen mit besonderen Verantwortlichkeiten (Brandschutzbeauftragte, Evakuierungshelfer, Gebäudemanagement, Sicherheitspersonal). Enthält spezifische Anweisungen, Checklisten, Kontaktlisten und Notfallmaßnahmen.
Wartung und Wirksamkeit: Regelmäßige Aktualisierungen (z. B. jährlich/nach Bedarf), Schulungen, Übungen, Dokumentation der Wirksamkeitsüberwachung. Integration von Erkenntnissen aus Beinaheunfällen.
Feuerwehrpläne und Routenkarten
Brandschutzpläne nach DIN 14095: Gebäudeübersicht, Grundrisse, Annäherungs- und Zugangswege, Löschwasserentnahmestellen, Absperr- und Trennstellen (Gas, Elektrizität), besondere Gefahren (z. B. Gasflaschenlager, Batterieräume), Bereiche mit besonderen Löschanlagen.
Routenpläne für die Feuerwehr: Zuordnung von Meldergruppen/Adressen zu Grundrissen und Routendarstellungen von der Brandmeldezentrale/Brandmeldezentrale zum Melderstandort; die Pläne müssen bei Änderungen an der Brandmeldeanlage/dem Gebäude fortlaufend aktualisiert werden.
Integration in das operative Management: Anbindung an die Leitstelle, eindeutige Objektidentifizierung, Schlüsselverwaltung (FSD/FSE), Definition von Übergaberoutinen im Falle eines Zwischenfalls.
ISO 22320 als Rahmenwerk: Strukturierung von Informations- und Managementprozessen für das Vorfallmanagement; Schnittstellen zwischen Betreiber, Sicherheitsdienst und Feuerwehr.
Der Brandschutz ist dynamisch:
Einsatzgebiete ändern sich, Systeme werden erweitert, Technologien veralten. Ein formales Änderungsmanagement (Management of Change, MoC) gewährleistet seine dauerhafte Wirksamkeit.
Auslöser für Veränderungen
Umbau/Erweiterung, Umnutzung, Verdichtung (zusätzliche Arbeitsplätze, Regale), neue Gefahrenquellen (z. B. Batterieladebereiche, Elektromobilität), Austausch von Komponenten (Brandmeldezentrale, Sprinklerpumpen), IT/OT-Änderungen (Netzwerksegmentierung, Patches).
MoC-Prozess
Antrag und Beschreibung: Änderungsantrag einschließlich Umfang, Begründung, geplanter Zeitrahmen und betroffener Bereiche.
Risikobewertung: Aktualisierung der Gefahrenanalyse, Identifizierung temporärer Risiken während der Bau-/Renovierungsphase (provisorische Absperrungen, provisorische Fluchtwege, provisorische Alarmsysteme).
Maßnahmen definieren: Vorübergehende und dauerhafte Maßnahmen, Verantwortlichkeiten, Abhängigkeiten (z. B. Blockierungs-/Entsperrungslogiken in der Brandereignismatrix).
Genehmigungen und Kommunikation: Einbeziehung der Behörden/Feuerwehr bei wesentlichen Änderungen, Information der Mitarbeiter und externer Unternehmen, Anpassung der Betriebsanweisungen.
Durchführung und Kontrolle: Koordination der Gewerke, begleitende Inspektionen, Dokumentation (Fotoreportagen, Messungen, Checklisten).
Abnahmeprüfung und Dokumentenpflege: Aktualisierte Pläne (Bestandspläne), Feuerwehrpläne/Routenpläne, Version der Brandereignismatrix, Anlagenprotokolle, CAFM-Stammdaten. Durchführung von Funktions- und Integrationstests.
Neustart nach dem Herunterfahren
Gründe: Längere Ausfallzeiten, Renovierungsarbeiten, größere Störungen, sicherheitsrelevante Patches/Upgrades, Aktivierung und Rücksetzung von Löschanlagen.
Checkliste vor der Inbetriebnahme: Visuelle und funktionelle Prüfungen von Brandmeldeanlagen/Rauch- und Wärmeabzugsanlagen/Sprinkleranlagen/Gaslöschanlagen, Druckluft-/Wasser-/Energieversorgung.
Integrationstests des Brandmelde-Steuerungssystems (Tür-/Aufzugs-/Lüftungslogik), Notstrom-/USV-Test, Zeitsynchronisation.
Prüfdokumentation und Genehmigungen durch qualifizierte Personen/Experten; Abstimmung mit Versicherern für Anlagen, die Meldepflichten unterliegen.
Aktualisierung der Einsatzroutenpläne und Einsatzlisten der Feuerwehr nach Änderungen.
Schulung des Personals zu den geänderten Verfahren; Testalarm/Teilevakuierung zur Funktionsprüfung.
Kriterien für die Freigabe:
Erfüllung der Verifizierungs- und Testanforderungen, keine ausstehenden A-Fehler, definierte Restrisiken mit vorübergehender Kompensation und Einhaltung der Fristen.
Kontinuierliche Verbesserung
Auswertung von Alarmen, Störungen, Übungen und Beinaheunfällen; KPI-basierte Überwachung (z. B. Inspektionsrate, Fehlerbearbeitungszeit, Fehlalarme/Monat, Evakuierungszeit).
Die gewonnenen Erkenntnisse sollten in den Aktionsplan einfließen, die Ausbildungspläne und die Brandereignismatrix angepasst und gezielte Audits in Risikobereichen durchgeführt werden.
Die Risikoanalyse bildet die Grundlage für die Argumentation, das Brandschutzkonzept den Beweis. Bei anspruchsvollen Projekten empfiehlt sich eine leistungsbasierte Planung, die über rein präskriptive Mindestanforderungen hinausgeht:
Nachweis der Konformität für Freiraumkonzepte, Atrien, bestehende Gebäude mit denkmalgeschützten Gebäuden oder Mischnutzungen.
Kombination aus Simulationen (Rauch, Evakuierung), experimentellen Nachweisen (Heißrauchtests, Strömungsmessungen) und organisatorischen Kompensationsmaßnahmen.
Dokumentation der Annahmen, der Sensitivität und des Gültigkeitsbereichs; Definition der in Betrieb befindlichen Überwachungspunkte (z. B. Temperatur-/Rauchschichtsensoren in kritischen Zonen).
Planungsgrundsätze und Schutzziele
Der bauliche Brandschutz priorisiert die Personensicherheit und schafft die baulichen Voraussetzungen, um die Brandausbreitung zu begrenzen, sichere Flucht- und Rettungswege zu gewährleisten und eine effektive Brandbekämpfung zu ermöglichen. Er basiert auf der nachweisbaren Feuerbeständigkeit von Bauteilen, einer wirksamen Brandabschnittsbildung, der Begrenzung der Brand- und Rauchübertragung sowie der Reduzierung der Brandlast. Die Planung ist stets nutzerorientiert und folgt dem Prinzip: Zeitgewinn für die Selbstrettung und die Rettung durch Dritte, Gewährleistung der Wirksamkeit technischer und organisatorischer Maßnahmen und Sicherstellung der Robustheit über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.
Checklisten für Planung und Abnahme
Zweck dieser Checklisten ist es, strukturierte und reproduzierbare Nachweise dafür zu liefern, dass die Planung, der Bau, die Inbetriebnahme und der Betrieb von Brandschutzmaßnahmen anerkannten technischen Normen entsprechen. Die folgenden Listen dienen als Vorlagen und sollten in Projekten an die jeweiligen Anwendungsbereiche und Gebäudeanforderungen angepasst werden.
Umfassende Prüfpunkte (von der Planung bis zur Abnahme)
Schutzziele und Nutzung: Ausrichtung am Brandschutzkonzept; maximale Belegung, gefährdete Personengruppen, Evakuierungsstrategie.
Brandabschnitte: Brand-/Rauchabschnitte, Treppenhäuser, MLAR-konforme Kabelführung und Brandschutzbarrieren; Nachrüstung von Fenstern/Reserveöffnungen.
Fluchtwege: Fluchtweglängen, Breiten, Türfunktionen (Panik-, Offenhaltesysteme), Markierungen/ASR-konforme Piktogramme, Sicherheitsbeleuchtung.
Integration der Feuerwehr: Zufahrtsstraßen/Bereitstellungsflächen, FSD/FSE, Feuerwehrpläne und Routenkarten (aktuelle Version), Anbindung der Leitstelle getestet.
Brandmeldezentrale: Vollständige Brandmeldematrix (versioniert), Schnittstellenliste (Türen, Aufzüge, Lüftung, Rauch- und Wärmeabfuhr, Löschanlagen), Funktionsprinzipprüfung geplant.
Dokumentation: Spezifikationen, Revisionspläne, Zertifikate/Genehmigungen, Abnahmeprotokolle, Anlagenprotokolle, CAFM-Stammdaten.
Cyber/IT: Netzwerksegmentierung für sicherheitsrelevante Systeme, sichere Zeitversorgung (NTP), Fernzugriff mit Protokollierung, Backup-/Wiederherstellungstests
Systemspezifische Testpunkte
Brandmeldeanlage (DIN 14675; DIN VDE 0833-1/-2; EN 54)
Nutzungsklasse (C1–C4) gerechtfertigt; Detektortypen an Umgebung angepasst; Adressierungs-/Detektortexte plausibel.
Kabelstrukturen (Schleifen/Redundanz), Netzwerk-/Batteriedesign (Standby-/Alarmzeiten), EMV/Umgebungsbedingungen.
BMZ/FBF/FAT-Standort, Verbindung von ÜE (Protokoll, Redundanz) mit Kontrollzentrum-Testlauf.
Sprachalarmierungssystem (VDE 0833-4; EN 54-16/-24)
Zoneneinteilung, Lautsprecherverteilung, Nachweis der Sprachverständlichkeit (STI/RASTI), Prioritäten/Live-Durchsagen.
Redundanz der Leistungsstufen/Stromkreise; Notstromversorgung; SAA-Texte veröffentlicht (mehrsprachig).
Rauchabsaugung (DIN 18232; EN 12101-Reihe)
NRWG/MRA wurde unter Berücksichtigung der Luftzufuhrbereiche, der Wind-/Schneelast, der Energieversorgung und der Brandschutzregelung konzipiert.
Treppenhausdruckbeaufschlagung: Druck-/Kraftmessprotokolle, Türfunktionen.
Sprinkler/Hydrant (DIN EN 12845; VdS CEA 4001; DIN 14462)
Gefahrenklasse (LH/OH/HH/ESFR) und Produktklassifizierung; hydraulische Berechnung, Pumpen-/Tankdimensionierung.
Alarmventilstationen, Frost-/Korrosionsschutz, Wand-/Außenhydranten und Druckerhaltung geprüft.
Gaslöschanlagen (EN 15004; VdS 2380/2381)
Medium/Konzentration, Türlüftertest (Haltezeit), Druckentlastung; Schall- und Materialverträglichkeit.
Verriegelungen (Lüftung/Türen/Aufzug), Warn-/Verzögerungszeiten, Evakuierungs- und Freigabemodus.
ASD/VESDA (EN 54-20)
Klassenauswahl (A/B/C), Rohrnetzberechnung (Transportzeit), Probenahmestellen (Unterboden/Oberfläche/Rückluft).
Mehrstufige Alarme (Alarm/Aktion/Feuer1/Feuer2), Filter-/Wartungskonzept.
Strukturelle Abschlüsse (DIN 4102/DIN EN 1634)
Türen/Tore/Vorhänge: Klassen T-/RS-/Sa/S200, Feststellsysteme zugelassen und geprüft; Verbindungen klassifiziert.
Querverweise auf Normen und Richtlinien (Auszug)
Brandmeldeanlage: DIN 14675, DIN VDE 0833-1/-2, EN 54-Reihe
SAA: DIN VDE 0833-4, EN 54-16/-24
Rauchabsaugung/Belüftung: DIN 18232, EN 12101-Reihe
Sprinkler: DIN EN 12845, VdS CEA 4001
Wassernebel: DIN EN 14972
Gaslöschanlagen: EN 15004, VdS 2380/2381
Feuerhydranten: DIN 14462
Anschlüsse: DIN 4102, DIN EN 1634
Kabel/MLAR: Modellkabel-Installationsrichtlinie
Brandfallmatrix-Vorlage
Die Brandszenario-Matrix definiert die Kausalzusammenhänge zwischen Auslösern und Reaktionen. Sie ist das zentrale, versionierte Referenzdokument für Planung, Inbetriebnahme, Prüfung und Betrieb.
Brandfallmatrix-Vorlage
Tabellenstruktur und erforderliche Felder
Brandnummer
Bereich/Brandabschnitt/Zone
Auslösergruppe (z. B. Detektorgruppe, ASD-Pegel, Sprinklerdurchfluss, manueller Schalter)
Schwellenwert/Logik (z. B. Abhängigkeit zweier Detektoren, Voralarm/Folgealarm, Zeitverzögerung)
Antwort 1..n mit Priorität (z. B. SAA-Text-ID, Türstatus, Lüftungsabschaltung, Rauch- und Wärmeabfuhrbetrieb, Aufzugsrücklauf, Gasauslösung)
Schlösser/Verriegelungen (z. B. Gaslöschschloss, das bei geöffneter Tür aktiv ist)
Notbetriebsmodus/Ausfallsicherheit (Verhalten bei Strom-/Kommunikationsausfall)
Bestätigungs-/Zurücksetzungslogik (lokal/zentral, Bedingungen)
Testanweisungen/Testfälle (einschließlich Messpunkte)
Version/Datum/Genehmigungen (Planer, Bediener, Prüfer)
Beispiel eines Bürogebäudes (Auszug, nur zur Veranschaulichung)
Auslöser: Detektorgruppe 2. Stock Ost, Status „Alarm“
Logik: Sofortiger Alarm im betroffenen Bereich; Folgealarm mit 30 Sekunden Verzögerung für die angrenzende Zone
Reaktionen: SAA Zone 2 „Bitte verlassen Sie…“; Türen des Fluchtwegs 2 öffnen/entriegeln; Türfeststeller schließen; Lüftung RLT-2 ausschalten; Rauch- und Wärmeabzugsanlage (SHEV) Zone 2 öffnen
Aufzug: Rückkehr ins Erdgeschoss, keine Auslösung im Brandabschnitt
Bestätigung: Lokale Brandmeldezentrale nach Freigabe durch die Feuerwehr; Gebäudeleittechnik (GLT) zeigt lediglich eine Bestätigung an.
Testfall: Heißer Rauchstrahl am Detektor, SAA-Text prüfen, Tür-/Rauch- und Wärmeabzugsanlagenpositionen (SHEV), Aufzugsstatus
Beispiel eines Rechenzentrums (Auszug, beispielhaft)
Auslöser: ASD-Unterbodensensor „Feuer 1“ + Punktdetektor „Alarm“ (doppelte Abhängigkeit)
Logik: Vorwarnung → Technische Prüfung 60 s; nach Bestätigung Auslösung der "Vorentladung"
Reaktionen: Belüftung, Kühlung, CRAC-Abschaltung; Brandschutzklappen geschlossen; Serverraumtüren verriegelt (Zugang gesperrt), Panik von innen möglich; SAA nur im technischen Bereich (Personalwarnung)
Gaslöschung: T-30 s akustische/optische Warnung; T0 Entladung IG-541; Druckentlastung öffnen; SAA „Zutritt verboten“
Ausfallsicherung: Keine Auswirkung bei Ausfall des Zeitservers; bei Fehlfunktion des Türkontakts → Gaslöschschloss wird aktiviert.
Testfall: Trockenlauf ohne Auswurf, Simulation einer offenen Tür; separater Türlüftertest
Erforderliche Felder pro System/Komponente
Anlagen-ID (verknüpft mit BIM/Plänen), Name, Standort (Gebäude/Etage/Raum/Brandabschnitt)
Bezugnahme auf Normen/Vorschriften (z. B. DIN 14675, EN 12845)
Inspektionszeitraum/-intervall (z. B. monatlich/vierteljährlich/jährlich)
Verantwortliche Rolle/Person (Betreiber, spezialisiertes Unternehmen, qualifizierte Person)
Letzte Prüfung: Datum, Prüfumfang, Ergebnis (OK/Mangelhaft)
Maßnahme: Beschreibung, Verantwortlicher, Zieldatum/Frist
Status/Eskalationsstufe, Fertigstellungsdatum, Wirksamkeitsprüfung
Anhänge: Protokolle, Fotos, Messwerte, Zertifikate, Konfigurationssicherungen
Änderungsreferenz: Bezugnahme auf die Version der Brandereignismatrix/des Brandplans
Digitale Checklisten in CAFM
Rollenbasierte Aufgaben, mobile Datenerfassung (offlinefähig), Barcode-/RFID-Scan an Bauteilen, obligatorische Foto-/Messfelder.
Validierungsregeln (z. B. Messbereich, obligatorische Kommentare bei Fehlern), elektronische Signaturen, Prüfprotokoll.
API-Schnittstellen zu Gebäudemanagementsystemen (Fehlerimport), Export von Brandmeldezentralen (Alarmhistorie), Dokumentenmanagement (Versionierung).
Workflow
Erkennung: Durch Untersuchung, Störung, Eindringen, Übung oder Ereignis
Klassifizierung: A (unmittelbar sicherheitsrelevant), B (kurzfristig), C (mittelfristig); Zuweisung an die Verantwortlichen
Kompensation: Im Falle eines Mangels an A, sofortige Übergangslösung (z. B. Brandwache, vorläufige Alarmierung), Freigabe durch FM/BSB
Planung/Lösung: Auftragserstellung (Service-Level-Agreement, Budgetgenehmigung), Material/Frist
Überprüfung/Abschluss: Vier-Augen-Prinzip; Wirksamkeitsnachweis; Aktualisierung der Dokumente
Rückblick: Erkenntnisse aus Testplanung/Schulung/Matrix
Rollen und Eskalation
FM: Prozesssteuerung, Terminüberwachung, Eskalation
Fachunternehmen/qualifizierte Person: Technische Bearbeitung, Überprüfung
Brandschutzbeauftragter: Kritikalitätsbewertung, Genehmigung von Entschädigungen, Wirksamkeitsüberwachung
Manager/Benutzer: Beseitigung organisatorischer Ursachen (Freihalten von Fluchtwegen usw.).
Eskalationsstufen: A – sofortige Fehlerbehebung, B – Fehlerbehebung innerhalb von 4 Wochen, C – Fehlerbehebung innerhalb von 12 Wochen (objektspezifisch definieren); Eskalation an Management/Betreiber bei Überschreitung der Fristen.
Handhabung
Vorlagen zentral verwalten, versionieren und für spezifische Projekte konfigurieren; Standards regelmäßig überprüfen.
Fügen Sie Testfälle in die Fire Case Matrix ein und verarbeiten Sie diese bei jeder Änderung/Abnahme; dokumentieren Sie die Ergebnisse im Testprotokoll.
Schnittstellen zwischen Gebäudeautomationssystemen (BMS), CAFM, BMZ/SAA und BIM sollten so definiert werden, dass ein konsistenter und revisionssicherer Datenaustausch gewährleistet ist.
